Sperreinheit

Sperreinheiten, auch Sperrabteilungen genannt, sind im Landkrieg hinter der Frontlinie stationierte bewaffnete Einheiten, die ein unerlaubtes Zurückweichen oder eine Desertation der eigenen Kampftruppen verhindern sollen.

Im Zweiten Weltkrieg wurden Sperreinheiten des NKWD speziell hinter Strafeinheiten positioniert, da diese als wenig zuverlässig galten.[1] In diesen, im Russischen Schtrafbat genannten, Einheiten dienten Kriminelle, politische Gefangene oder Soldaten mit Disziplinarstrafen. Sie wurden Strafniki genannt.[2][3] Die Sperreinheiten waren meist mit Maschinengewehren bewaffnet. Sie handelten gemäß dem Befehl Nr. 227, des Volkskommissars für Verteidigung der UdSSR Josef Stalin vom 28. Juli 1942 („Nicht einen Schritt zurück!“, russisch Ни шагу назад!, transl. Ni schagu nasad!). Der erste Teil des Befehls sieht den Aufbau der Sperreinheiten vor: „Im Armeebereich sind drei bis fünf gut bewaffnete Einheiten (bis 200 Mann) aufzustellen, die unmittelbar hinter unzuverlässigen Divisionen einzusetzen sind und die Aufgabe haben, im Falle eines ungeordneten Rückzugs der vor ihnen liegenden Divisionen jeden Flüchtenden und jeden Feigling zu erschießen und damit dem ehrlichen Kämpfer bei der Verteidigung seiner Heimat beizustehen.“[4][5]

Bereits im August 1918 gab Leo Trotzki, seinerzeit Volkskommissar für Militär- und Marineangelegenheiten, Michail Tuchatschewski (Kommandierender der 5. Armee) die Anweisung, „hinter unzuverlässigen Infanterieregimentern Abteilungen aus Tscheka-Angehörigen zu stationieren, die den Befehl zu schießen hatten, wenn Fronttruppen entweder desertierten oder sich ohne Erlaubnis zurückzogen“.[5]

Nach Informationen des britischen Geheimdienstes, die am 4. November 2022 auf Twitter veröffentlicht wurden, sollen auch beim russischen Überfall auf die Ukraine hinter russischen Truppen in besetzten Gebieten der Ukraine Sperreinheiten (barrier troops bzw. blocking units) zum Einsatz kommen.[5][6][7][8]

  1. Andreas Wirsching, Jürgen Zarusky, Viktor Ischtschenko, Alexander Tschubarjan: Erinnerung an Diktatur und Krieg. Walter de Gruyter GmbH & Co KG, 2015, ISBN 3-11-040507-5, S. 386 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  2. Antony Beevor: Der Zweite Weltkrieg. C. Bertelsmann Verlag, 2014, ISBN 3-641-10790-3, S. 868 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  3. Peter Jahn: Strafsoldaten für die Front. In: zeit.de. 7. Oktober 2004, abgerufen am 5. November 2022.
  4. Elena Stepanova: Den Krieg beschreiben: Der Vernichtungskrieg im Osten in deutscher und russischer Gegenwartsprosa. transcript Verlag, 2015, ISBN 3-8394-1105-X, S. 278 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  5. a b c Sven Felix Kellerhoff: Russische Taktik: Wer nicht gehorcht, wird einfach erschossen. In: welt.de. 5. November 2022, abgerufen am 5. November 2022.
  6. Daniel Capurro: Putin’s ‘barrier troops’ are straight out of Stalin’s playbook. In: The Telegraph, 4. November 2022.
  7. David Axe: The Soviet Army Once Shot Its Own Troops For Retreating. The Russian Army Might Do The Same. In: forbes.com. 5. November 2022, abgerufen am 5. November 2022.
  8. Isabel van Brugen: Untrained Russian troops abandon front line positions, hide in forest. In: newsweek.com. 4. November 2022, abgerufen am 5. November 2022 (englisch).

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